Muttersprachlicher Unterricht / Zweisprachige Erziehung / Türkisch als Fremdsprache
Der Türkische Elternverein hat seit seiner Gründung die Einbeziehung der muttersprachlichen Erziehung an den Berliner Schulen vorangetrieben. Der Verein bemühte sich mittels einer Unterschriftenkampagne, die zwischen 1992 und 1993 durchgeführt wurde, um das Recht auf muttersprachliche Erziehung und Bildung in den Berliner Schulen. Diese Kampagne wurde von den wichtigsten türkischen, deutschen und anderen Migranten-Selbsthilfeorganisationen unterstützt. Die gesammelten 5.000 Unterschriften haben wir mit der Forderung nach Fortführung der zweisprachigen Erziehung an die damaligen Vorsitzenden des Schulausschusses im Berliner Abgeordnetenhaus Dieter Pavlik und den Schulsenator Jürgen Klemann übergeben.
Durch seinen ständigen Schriftwechsel, zahllose Gespräche und Initiativen hat der Elternverein die politischen Parteien , die Verantwortlichen in der Senatsverwaltung und andere Organisationen beeinflusst und so den wichtigsten Beitrag zur Fortführung der zweisprachigen Erziehung geleistet. Während dieser Zeit hat sich der türkische Elternverein dafür eingesetzt, dass die türkische Sprache als erste und zweite Fremdsprache gewählt werden kann.
Die 1993 begonnenen Vorbereitungsarbeiten der Initiative „Staatliche Türkisch-Deutsche Europaschule“ in den Bezirken Charlottenburg und Kreuzberg hat der Türkische Elternverein laufend unterstützt. Trotz starken Engagements hatte die Initiativgruppe im Bezirk Charlottenburg leider keinen Erfolg. Der damalige, von der CDU gestellte Stadtrat für Bildung verhinderte diesen. Dagegen waren die Aktivitäten in Kreuzberg erfolgreich. Hier wurden wir von Stadtrat Dirk Jordan (die Grünen) unterstützt. Im Schuljahr 1995/1996 nahm die „Staatliche Türkisch-Deutsche Europaschule“, heute die „Aziz-Nesin-Grundschule“ zum ersten Mal zweizügig den Unterricht auf. Die SchülerInnen der Azisz Nesin Grundschule können den türkisch-deutschen Unterricht an der „Carl-von-Ossietzky-Oberschule“ in der Sekundarstufe fortsetzen. Diese SchülerInnen können die Sekundarstufe auch an anderen Oberschulen in Normalform besuchen.
Leider gab es aber bei der Etablierung des muttersprachlichen Unterrichts nicht nur Erfolge. Später mussten wir als Türkischer Elternverein wegen der Reduzierung bzw. Aufhebung der zweisprachigen Alphabetisierung und Erziehung gegen die Verantwortlichen an beteiligten Schulen und in der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport erheblichen Widerstand leisten. Trotzdem konnten wir wegen der ablehnenden Haltung der Verantwortlichen in der Senatsverwaltung und in Schulen nicht verhindern, dass die zweisprachige Alphabetisierung und Erziehung im Schuljahr 2000/2001 erst an der Kreuzberger „Nürtlingen-Grundschule“ und später an der Neuköllner „Karl-Weise-Grundschule“eingestellt wurde. Allerdings müssen wir selbstkritisch anmerken, dass auch ein erhebliches Desinteresse der Eltern am zweisprachigen Unterricht diese Entwicklung mitverursachte.
Von den 18 Grundschulen, an denen bis Anfang der 90er Jahre zweisprachige Alphabetisierung und Erziehung möglich war , sind heute fünf Schwerpunktschulen übrig geblieben. An dieser Stelle sei noch erwähnt, dass die zweisprachige Alphabetisierung und Erziehung anfangs nur bis zum Ende der zweiten Klasse (an manchen Schulen bis zur vierten Klasse) durchgeführt wurde und dies heute an den Schwerpunktschulen bis zur sechsten Klassenstufe möglich ist. Die Zensuren im Fach Türkisch auf dem Zeugnis sind versetzungsrelevant .
Außerdem hat sich der Türkische Elternverein in seiner bisherigen Geschichte auch für die Verbreitung der türkischen Sprache anstelle der ersten Fremdsprache und später insbesondere der zweiten Fremdsprache eingesetzt. Unser großes Engagement richtete sich auch gegen die Kürzungen auf diesem Gebiet und insbesondere gegen die Aufhebung des Türkischen als zweite Fremdsprache am „Rückert-Gymnasium“.
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