Koalitionsvertrag beinhaltet auch Ausbau der Sprachangebote
Der Türkische Elternverein in Berlin-Brandenburg begrüßt ausdrücklich die Vereinbarungen im Koalitionsvertrag von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und Linkspartei, dass die Sprachangebote an den Berliner Schulen ausgebaut und verstärkt werden sollen.
Unsere Erfahrungen zeigen ganz eindeutig, dass bilinguale Erziehung wesentlich mit dazu beiträgt, dass Kinder eine höhere Lernmotivation haben und sie sowohl die deutsche als auch ihre Muttersprache besser lesen und schreiben können. Auch der Zugang zur Herkunftskultur zumindest der Großeltern, z.T. auch noch der Eltern wird gestärkt. Wer sich in mehreren Kulturen zu Hause fühlt und sprachlich handeln kann, wird so besser in die Lage versetzt, vernetzt zu denken, aus mehreren Perspektiven über lokale und globale Zusammenhänge zu reflektieren, in mehr Lebenslagen souverän zu agieren und sich seiner/ihrer selbst bewusst in der Heimat, nämlich in Deutschland, für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte zu engagieren. Wir begrüßen es sehr, dass sich der schulische Zugang zur Schriftsprache nach europäischen und asiatischen Sprachen auch für Sprachen wie Türkisch, Arabisch, Kurdisch u.a. erweitern soll, denn der Erwerb der Schriftsprache in der Muttersprache ist im familiären Kontext nicht leistbar. Förderlich erscheint uns, dass dabei auf bewährte Sprachkonzepte und Lernumgebungen wie etwa deutsch / türkische zweisprachige Schulen sowie Europaschulen gesetzt wird.
In diesem Zusammenhang noch zwei Bemerkungen in eigener Sache:
Die öffentliche Diskussion um die Abnahme der Anzahl der Berliner Schulen, an denen bilingual deutsch und türkisch unterrichtet wird, ist aus unserer Sicht recht einseitig, wenn nur drauf abgestellt wird, dass die Ursache dafür mangelndes Interesse der Schüler und Schülerinnen und deren Eltern sei.
Konkrete Gründe sind vor allem auch
– einige Berliner Schulen mit mehrsprachigem Angebot wurden komplett aufgelöst (z.B. Kurt-Held-Grundschule, Rosegger-Grundschule, die frühere Schwielowsee-Grundschule u.a.).
– mangelnde Unterstützung und fehlendes Interesse auf Seiten der Bildungspolitik und Schulleitung, die auch einer engagierten Lehrerschaft die Arbeit erschwert, wenn sie ohne Fortbildungen und geeignete Lehrmaterialien mit den anspruchsvollen Aufgaben alleingelassen wird.
– dass an vielen Schulen die Lehrkräfte für den türkischen Unterricht wegen Pensionierung ausgeschieden sind und ohne vorausschauende Personalplanung nicht für entsprechenden Nachwuchs gesorgt wurde.
Zum andere bietet der Türkische Elternverein in seinen Räumen in der Oranienstraße im Rahmen des SAZ Projektes auch Schularbeitszirkel und Förderkurse sowohl in deutscher als auch in türkischer Sprache an.
Wir wünschen uns, dass unter der neuen Stadtregierung nachhaltige Strukturen entwickelt und geschaffen werden, in denen die Sprachfähigkeit der Schülerinnen und Schüler unserer Stadt sich entfalten kann.
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