Sie befinden sich hier

Inhalt

Wer, wenn nicht wir – wann, wenn nicht jetzt?

Der Terror von Paris überschattet den Mete-Ekşi-Preis


 

Das Entsetzen über die schrecklichen Attentate in Paris überschattete die Verleihung des Mete-Ekşi-Preises am 14. November 2015 im Bürgersaal des Charlottenburger Rathauses. Die feierliche Preisverleihung fand statt, nicht trotz, sondern auch wegen des Pariser Angriffs auf die Zivilgesellschaft. Wir glauben, damit dem Gedenken an Mete Ekşi und den Zielen des Mete-Ekşi-Fonds am besten gerecht geworden zu sein.


Der mit insgesamt 3.000 Euro dotierte Preis zeichnet die Arbeit von Kindern und Jugendlichen aus, die sich für einen friedlichen interkulturellen Umgang einsetzen. Eine solche Veranstaltung abzusagen, sei es aus Pietät, sei es aus Fassungs- und Hilflosigkeit, hätte ein Zurückweichen der Kräfte der Zivilgesellschaft bedeutet , die sich für das offene und tolerante Zusammenleben in Berlin einsetzen. Dies darf niemals geschehen!


„Mete Ekşi, geb. 1972, starb am 13. November 1991 an den schweren Verletzungen, die er *an diesem Ort bei einer gewalttätigen Auseinandersetzung zwischen Berliner Jugendlichen unterschiedlicher Herkunft erlitt. Gegenseitiger Respekt und der Wille zur Gewaltfreiheit hätten sein Leben schützen können.“

So steht auf dem Gedenkstein auf dem Berliner Adenauerplatz.

 


Unsere aufrichtige Anteilnahme gilt den Opfern der Attentate und ihren Angehörigen. Unsere Herzen sind voll Trauer, aber auch voll Zorn. Wir rufen alle Berlinerinnen und Berliner auf, sich zahlreich an den Kundgebungen von Solidarität und Anteilnahme zu beteiligen.


Der Kranz, den wir heute am Gedenkstein für Mete Ekşi niedergelegt haben, ist auch dem Gedenken der Opfer in Frankreich gewidmet.


Für den Vorstand des Mete-Ekşi-Fonds:

Berin Arukaslan, Vorstandsvorsitzende des Türkischen Elternvereins in Berlin-Brandenburg e.V.

Norbert Gundacker, GEW, Personalrat der allgemeinbildenden Schulen in Tempelhof-Schöneberg

(*korrigierte Textversion 2023, mit einem Dank an die aufmerksamen Leser_innen!)

Mete-Ekşi-Fonds

Der Mete-Ekşi Fonds wurde von der GEW Berlin und dem Türkischen Elternverein im Jahre 1992 gegründet. Der Fonds vergibt jährlich einen Preis in Höhe von 3.000,00 EUR an Jugendliche oder Jugendgruppen, die sich für ein friedliches, tolerantes und gleichberechtigtes Zusammenleben aller Jugendlicher in Berlin einsetzen.

Mete-Ekşi-Fonds – Entstehung und Ziele

1992 haben wir als Türkischer Elternverein Berlin-Brandenburg e.V. gemeinsam mit dem Landesverband Berlin der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft den Mete-Ekşi-Fonds gegründet.

Auslöser dafür war unser Entsetzen darüber, das Mete Ekşi, den alle im Türkischen Elternverein als engagierten, hilfsbereiten jungen Mann kannten bei einer alltäglichen Auseinandersetzung zwischen deutschen und türkischen Jugendlichen, in die er schlichtend eingriff, ums Leben gekommen ist. Wir sahen in der aufgeheizten Stimmung in der Stadt die Ursache dafür, dass ein Funke reichte, um unter Jugendlichen tödliche Gewalt zu entfesseln. Mit der Auslobung eines Mete-Ekşi-Preises wollten und wollen wir dem etwas entgegensetzen.

Fremdenfeindlichkeit und Jugendgewalt nehmen auch heute noch in den Medien einen breiten Raum ein. Vergleicht man die Masse an Schlagzeilen, die eine Gewalttat oder die Zustände an einer „Ghettoschule“ auslösen mit den Beiträgen über beispielhafte Projekte ist das Verhältnis alles andere als angemessen oder ausgeglichen. Nach wie vor zählt zumindest bei einem Teil der Medien die Skandalisierung mehr, als sachliche Berichterstattung. Wir wollen aber den negativen Schlagzeilen über Gewalt und Fremdenfeindlichkeit nicht das Feld überlassen.

Wir wissen, dass das Miteinander von Kindern und Jugendlichen unterschiedlicher Herkunft im Berliner Alltag überwiegend völlig unkompliziert verläuft.

Wir erleben dieses in Schulen, in Jugendeinrichtungen, im Wohnumfeld. Doch dieses friedliche Zusammenleben ist keine Schlagzeile wert. Es wird durch die gewalttätigen Ereignisse in der öffentlichen Wahrnehmung in den Hintergrund gedrängt.

Der Fonds vergibt jährlich einen Preis in Höhe von 3.000 € an Jugendliche oder Jugendgruppen, die sich für ein friedliches, tolerantes und gleichberechtigtes Zusammenleben aller Jugendlichen, ungeachtet ihrer nationalen und kulturellen Unterschiede einsetzen.Damit wollen wir nicht nur die ihnen gebührende gesellschaftliche Wertschätzung zum Ausdruck bringen. Wir hoffen vor allem auch, dass die Medien den Blick stärker auf die positiven Beispiele richten, wenn wir diese mit der Vergabe des Mete-Ekşi-Preises würdigen.

Junge Menschen brauchen Vorbilder; Erwachsene aber auch Gleichaltrige, mit denen sie sich identifizieren können. Mete konnte seinen Plan, der zugleich sein Traum war, eine große Fete für Jugendliche unterschiedlicher Nationalitäten nicht mehr umsetzen. Aber andere Heranwachsende gehen seinen Weg weiter und es liegt auch an uns, sie dabei zu unterstützen und vor allem ihre Anstrengungen zu würdigen.

Bisher hat der Mete-Ekşi-Fonds rund 70 Projekte , die in seinem Sinne gehandelt haben, ausgezeichnet. Das reicht sicherlich nicht aus, für ein gewaltfreies Zusammenleben in unserer Stadt zu sorgen, aber es hilft dabei. Wir Erwachsenen sind die Hauptverursacher von Minderwertigkeitsgefühlen, Perspektivlosigkeit und Gewalt. Nach wie vor zu wenige von uns eigen sich als Vorbilder für Heranwachsende. Deshalb wollen wir unser Bemühen weiterführen, jugendlichen Engagement zu mehr öffentlicher Anerkennung zu verhelfen und auch künftig junge Menschen für ihren herausragenden Einsatz für ein friedliches, respektvolles Zusammenleben in Berlin mit diesem Preis auszuzeichnen.

 

Der Preis wird nach entsprechenden Aufrufen in der Öffentlichkeit, insbesondere an Schulen und Jugendeinrichtungen durch ein Kuratorium ausgewählt. So sind in diesem Jahr 2015 als Preisträger ausgewählt:

1. Preis

Teltow-Grundschule

VfB Hermsdorf e.v. / Turnverein Waidmannslust e.V.

Anerkennungspreis

Johanna-Eck-Schule (Integrierte Sekundarschule)

Kontextspalte

Mete-Eksi-Preis 2015: KOMMT!

RÜCKBLICK:

Der Vorsitzende des Mete-Ekşi-Fonds e.V., Norbert Gundacker und die Vorsitzende des Türkischen Elternvereins Berin Arukaslan haben zusammen mit der Jugenstadträtin Elfi Jantzen im Beisein der Bezirksverordnetenvorsteherin Judith Stückler am Samstag, dem 15.11.2014, um 12.00 Uhr im Festsaal des Rathauses Charlottenburg, Otto-Suhr-Allee 100, 10585 Berlin (3. Etage) die Preisträger und Gäste der 23. Verleihung des Mete-Ekşi-Preises begrüßt.

Der mit 1.500 EUR dotierte 1. Preis geht in diesem Jahr an die Klasse 4a der Sternberg-Grundschule und ihre Lehrerin Ayfer Sever für ihre regelmäßigen Projekte gegen Ausgrenzung und Diskriminierung. Den mit 1.000 EUR dotierten 2. Preis erhält der Leistungskurs Englisch des Robert-Blum-Gymnasiums mit seiner Lehrerin Laura Hordoan für das Projekt “Viele Sprachen – ein Gedanke”. Zwei mit jeweils 250 EUR dotierte 3. Preise gehen an die Klasse 2c der Judith-Kerr-Grundschule für das Länderprojekt “Kennenlernen anderer Kulturen in unserer Klasse” und das Rroma-Informations-Centrum für seine Stadtrundgänge.